76er Denkmal Dammtor

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  • Dem Nazi-Senat Hamburgs war das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Blickweite des Rathauses ein Dorn im Auge, weshalb sie u.a. Barlachs Mutter mit Kind abschlagen und durch einen Adlerphönix ersetzen ließen. Ein Ehrenmal für die Opfer eines Krieges wollten sie nicht sehen, deshalb entschied man sich, Oberbaudirektor Fritzschumacher war gerade abgesetzt und durch Karl Köster ersetzt worden, ein eigenes Denkmal aufzustellen. Es sollte jedoch der “Helden” vergangener Kriege gedenken, namentlich derer des 76er Infanterie-Regiments, nicht der Opfer.

    Köster schlug den Platz am Dammtordamm vor. Man schrieb einen Wettbewerb aus, an dem sich nur reichsdeutsche arische Architekten und Bildhauer beteiligen durften. Sie mussten zudem in Hamburg wohnen oder in einer der 76er Formationen am Krieg teilgenommen haben. Am Ende setzte sich der Entwurf von Richard Kuöhl durch, der sich zuvor schon einen Namen für Kriegsdenkmäler gemacht hatte und sich den nationalsozialistischen Vorstellungen anpasste.

    Im Entwurfsprozess wurde eine Widmung gestrichen, auf das bloß kein Gedanke an Opfer des Krieges aufkommen möge.

    Der sieben Meter hohe Klotz aus Kalkstein wird von Soldaten in Viererreihen umrundet. Auf der Seite, die Planten un Blomen zugewandt ist, ist ein großes Hamburger Tor zu sehen, in das die Soldaten einzumarschieren scheinen. In der oberen rechten Ecke steht:

    Deutschland muss leben und wenn wir sterben müssen

    Besonders dieser Satz ist als reine Pro-Kriegspropaganda zu verstehen. Und das drei Jahre vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges. Der Satz wurde einem Gedicht von Heinrich Lersch entnommen.

    Auf der der Straße zugewandten Seite steht über dem Soldaten-Relief:

    Dem Infanterie Regiment Hamburg 2. Hanseat. Nr. 76 und seinem Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 76.

    Nördlich von dem Kriegsdenkmal steht unter Bäumen versteckt eine große ebenerdige Tafel, auf der geschrieben steht:

    Großtaten der Vergangenheit sind Brückenpfeiler der Zukunft
    2. Hanseatisches Inf. Regie. Nr. 76

    Darunter stehen die Namen von Orten, in denen das Regiment in den Jahren 1870-1871 sowie 1914-1918 war.

    Das Denkmal wurde am 15. März 1936 durch hohe NSDAP-Senatoren und Militärs eingeweiht. Bis in die 1970er veranstaltete die Bundeswehr an diesem umstrittenen Denkmal Ehrungen.

    Bereits nach dem Krieg forderten Britische Besatzungsbehörden, den Klotz zu sprengen. Doch der Hamburger Denkmalrat verhinderte dies 1946. 1972 wollte man die für Verärgerung sorgende Inschrift abschlagen lassen, doch der damalige Senat ist vor der Springer-Presse eingeknickt, der sich lautstark gegen das Vorgehen ausließ.

    Im Jahre 1958 wurde Kuöhl noch einmal tätig. Er schuf eine Gruftplatte, die ebenfalls unter Bäumen, ganz in der Nähe des 76er-Denkmals steht. Direkt neben der Tafel mit den “Großtaten” findet sich eine weitaus kleinere Tafel, auf der geschrieben steht:

    Zur Ehre der gefallenen und vermissten Kameraden
    1939-1945
    225. Infanterie-Divison

    Quellen: