Wolfgang Borchert – Sag nein

Gedenktafel für Borchert mit Textauszug aus Dann gibt es nur eins

Hamburg hat seinem berühmten Dichter Borchert insgesamt drei Denkmäler gesetzt (u.a. eines im Rosengarten in Eppendorf und eines am Schwanenwik). Dieses schlichte Denkmal ist zugleich das eindringlichste Mahnmal der drei. 1984 aufgestellt, in direkter Nachbarschaft zur Gedenktafel an der Friedenseiche, die an den “glorreichen Frieden von 1871″ erinnern soll, entschied man sich, ein Gegendenkmal zu schaffen. Eine Tafel, die den Ausgang eines Krieges als glorreich ansieht, hätte eigentlich auch entfernt werden können. Wie beim 76er Denkmal am Dammtor, entschied man sich jedoch dazu, das historische Denkmal nicht abzubauen, sondern lieber einen Gegenpol zu schaffen.

Als eines der letzten Stücke von Wolfgang Borchert wird der Klar-Text “Dann gibt es nur eins!” angesehen. Dieses Stück wurde zunächst als Hörspiel konzipiert und entstand kurz vor Borcherts Tod am 20. November 1947. Das Stück selber wurde am Todestag Borcherts das erste Mal im Radio uraufgeführt. Der Text ist ein eindringliches Mahnen, dass man, auch wenn es einem befohlen wird, nichts für einen Krieg leisten solle. Hier zeigt sich Borcherts enorme Ablehnung des Kriegswesens. Die Aufforderung Sag Nein! kehrt immer wieder.

Auf der Tafel selber steht:

Sag Nein!

Du Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag Nein!

Du Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, Du Mutter in Frisko und London, Du am Hoangho und am Mississippi, Du Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt. Wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt – dann gibt es nur eins: Sagt Nein! Mütter, sagt Nein!

Wolfgang Borchert 1947

Die Gedenktafel wurde vom Hamburger Künstler Hans-Joachim Frielinghaus geschaffen. Der Künstler entschloss sich dazu, von “Dann gibt es nur eins!” die letzten beiden Strophen zu verwenden, bevor der Text umbricht und eine geradezu apokalyptische Welt beschreibt, eine Welt in der die Menschen sich nicht gegen den Krieg gewehrt haben.

Bei der Aufstellung der Tafel war Borcherts Mutter Hertha noch anwesend. Der Name des Künstlers ist unten links in die Tafel eingelassen, das Entstehungsjahr unten rechts.

Quellen:
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