Der Wahlhamburger Heinrich August Ludwig Stück gilt als der Begründer des hamburgischen Vermessungswesens. Er wurde am 21. November 1823 in Klein-Schlamin, einem Örtchen nördlich von Neustadt in Holstein geboren. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, sorgten seine Eltern stets dafür, dass er eine gute Ausbildung genoss. Nach der Schule machte er eine Lehre zum Grobschmied und wurde 29-jährig zum Militärdienst eingezogen, wo er bis 1851 blieb.
Stück beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Mathematik und dem Zeichnen von Karten. Nachdem ihn Anfang 1852 Distriktingenieur Plath in Hamburg als Volontär angestellt hatte, nahm Stück später im Jahr die Stelle eines Hilfsgeometers beim Vermessungsbüro der Baudeputation an.
Nach dem großen Brand von 1842 bedurfte es eines genauen Vermessungswesens, was es bis dahin noch nicht gegeben hatte. Sir William Lindley schlug deshalb ein einheitliches Vermessungssystem vor, 1845 beschloss dann der Senat, dass es ein Kartenwerk mit einer bis dahin noch nicht gekannten Genauigkeit geben solle. Der 29. August 1845 gilt als die Geburtsstunde der hamburgischen Stadtvermessung.
Heinrich Stück brachte sich sein Wissen um die Kartenkunst autodidaktisch bei. 1856 legte er in Kiel vor der Landmesser-Examinations-Commission sein Landmesserexamen ab. Nur drei Jahre später löste er den Geometer Schilling als Leiter des Vermessungsbüros ab und führte fortan das Amt mit fünf Mitarbeitern. Im Mai 1866 wurde Heinrich Stück vereidigt und nur zwei Jahre später zum Obergeometer ernannt.
Stück bezog sich bei seiner flächendeckenden Vermessung der Stadt und ihrer Umgebung auf Messpunkte, die zuvor C.F. Gauß und Heinrich Christian Schumacher zwischen Göttingen und Kopenhagen festgelegt hatte. Der Hamburger Obergeometer wählte als Koordinatennullpunkt seiner Landesvermessung die Große Michaelskirche aus. Allerdings blieb es nicht nur bei der genauen zweidimensionalen Vermessung. Stück vermaß das Land auch in der Höhe, was in Form von Höhenlinien in die Karten einfloss.
Heinrich Stück starb am 6. Januar 1915 im Alter von 91 Jahren.
Am 6. Oktober 1988 wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel vor dem damaligen Sitz des Vermessungsamts in der Wexstraße aufgestellt. Hier stand der Granitstein mit der Tafel drauf bis 2003. Von 2003 bis 2013 war die Tafel vor dem Dienstgebäude am Sachsenkamp in Hammerbrook zu sehen. Seit 2013 steht sie nun vor dem der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in der Neuenfelder Straße in Wilhelmsburg.
Das Denkmal für Heinrich Stück wurde durch Spenden von Mitgliedern des Deutschen Vereins für Vermessungswesen e.V. und der Privatwirtschaft finanziert. Die Bonner Künstlerin Sigrid Wenzel schuf das Bronze-Halbrelief von Obergeometer Stück.
Auf der Säulen-Seite rechts vom Halbrelief findet sich eine Tafel, auf der steht:
Obergeometer
Heinrich Stück
Leiter des Vermessungsbureaus von 1859 bis 1899
Links vom Halbrelief des Obergeometers ist eine moderne Plakette angebracht. Hier steht:
Trigonometrischer Punkt
(Historischer geodätischer Festpunkt)Bezugspunkt: Kreuzmitte auf Pfeilerkopf
Es folgen Koordinaten:
Koordinate (ETRS89 / WGS84)
- geozentrisch
- X = 3744493.82 m
- Y = 660412.24 m
- Z = 5103750.75 m
- geografisch
- Lat = 53° 29’ 53.333695” N
- Lon = 10° 0’ 8.384803” E
- UTM-Abb.
- East = 32566488.91 m
- North = 5928155.26 m
Höhe
- ellipsoidisch
- 44.64 m
- Normalhöhe NHN
- 4.65 m über NHN
Quellen:
- Sehr freundliche Unterstützung durch den Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung
- “100 Jahre hamburgisches Vermessungswesen” – Gedenkrede des Obervermessungsrats Dipl. Ing. Peters, gehalten am 20.11.1948 am Grabe des Obergeometers Heinrich Stück in Ohlsdorf anlässlich des 125. Geburtstages Stücks
- Heinrich Stück. Begründer des hamburgischen Vermessungswesens, Rede von Winfried Hawerk am 6. Oktober 1988, anlässlich der Vorstellung der Gedenktafel für Heinrich Stück und des Vermessungs-Hauptpunktes Hamburg