Die Kinder vom Bullenhuser Damm

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  • Der zweite Weltkrieg war mehr oder weniger schon beendet, am 8. Mai trat die bedingungslose Kapitulation der Deutschen in Kraft. Am 20. April wurden im heutigen Hamburg Rothenburgsort die Spuren der grausamen Taten des SS-Arzt Kurt Heißmeyer beseitigt.

    Um zu habilitieren musste Heißmeyer forschen. Er forderte beim Lagerarzt des KZ Auschwitz, Josef Mengele, 20 Kinder zu Versuchszwecken an. Heißmeyer war an der Entwicklung von Impfstoffen gegen Tuberkulose interessiert. Der Arzt in Hohenlychen ließ die Kinder ins KZ Neuengamme bringen, wo er seine Menschenversuche durchführte. Den fünf- bis zwölfjährigen jüdischen Kindern – zehn Mädchen und zehn Jungen – wurden Tuberkelbazillen in zugeführte Wunden eingerieben. Den Kindern wurden die Lymphknoten unter örtlicher Betäubung entfernt und ihnen wurden Bakterienlösungen durch eine Sonde in die Lungen eingeflößt. Was Heißmeyer herausfinden wollte, war bereits vorher widerlegt worden, doch der Arzt hatte die Abhandlungen nicht gelesen.

    Als die Briten schon nahe an Hamburgs Grenzen waren, wurden die 20 Kinder von Neuengamme in das leer stehende Schulgebäude am Bullenhuser Damm gebracht. Den Kindern wurde ein Schlafmittel verabreicht, dann wurden sie eines nach dem anderen in dem Keller der Schule erhängt. Da die kleinen Körper so dünn waren und sich die Schlinge nicht um ihre Hälse schließen wollte, wurde nachgeholfen. So hat sich der SS-Unterscharführer Johann Frahm an die Körper gehängt, damit sich die Schlinge wirklich zuzog.

    Mit den Kindern wurden auch zwei Sanitäter aus den Niederlanden, Dirk Deutekom und Antonie Hölzel, sowie die beiden französischen Ärzte Prof. Gabriel Florence und Dr. René Quenouille erhängt. Die vier Männer hatten zuvor die traurige Aufgabe, sich um die Kinder zu kümmern, während an ihnen experimentiert wurde. Die Nazis ließen schließlich noch 24 sowjetische Kriegsgefangene auf die selbe grausame Art im Keller der Schule umbringen. Die Namen der Russen sind nicht bekannt.

    50 Jahre nach der abscheulichen Tat wurden am 20. April 1995 in einem Neubaugebiet in Schnelsen/Burgwedel zwei Straßen und ein Platz nach Kindern vom Bullenhuser Damm benannt. Es gibt den Roman-Zeller-Platz. Roman Zeller war ein zwölf Jahre alter Junge aus Polen. Darüber hinaus gibt es die Walter-Jungleib-Straße sowie die Marek-James-Straße. Walter Jungleib starb auch zwöljährig. Er stammte aus der Slowakei. Marek James, ebenfalls Pole, wurde mit sechs Jahren gehängt.

    Auf Initiative der Bügerinnen und Bürger wurde 2001 ein Denkmal für die Kinder vom Bullenhuser Damm am Roman-Zeller-Platz errichtet. An einer viereckigen, gemauerten Stele hängt ein Bronzerelief mit 20 Kindergesichtern, geschaffen vom russischen Künstler Leonid Mogilevski. Darunter sind zwanzig Steine in Beton eingelassen. Unter diesen befindet sich schließlich eine Metallplatte mit den zwanzig Namen der Kinder:

    Alexander Hornemann, Surcis Goldinger, Bluma Mekler, Sergio de Simone, Marek James, Mania Altman, Roman Witonski, Jacqueline Morgenstern, Eduard Hornemann, Eduard Reichenbaum, Lea Klygerman, Riwka Herszberg, Ruchla Zylberberg, Eleonora Witonska, Lelka Birnbaum, Marek Steinbaum, Georges-André Kohn, W. Junglieb, H. Wasserman, Roman Zeller

    Die Leichname der Kinder wurden nach Neuengamme zurückgebracht und dort eingeäschert.

    Auf der Rückseite des Denkmals ist eine weitere Metallplatte angebracht. Auf ihr steht:

    Den Kindern vom Bullenhuser Damm und ihren Betreuern.
    Nach Folter im KZ ermordet am 20. April 1945 in Hamburg.
    Straßen und Plätze erinnern an sie hier.

    Eine Initiative der Bürgerinnen und Bürger.
    Mit ihren Spenden errichtet 2001.

    Quellen: