Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung

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  • Die Nationalsozialisten hatten vor ein paar Monaten die Macht ergriffen, da schickte sich die Deutsche Studentenschaft an, mit der vierwöchigen “Aktion wider den undeutschen Geist”, auf den nationalsozialistischen Zug aufzuspringen. Anfang Mai 1933 fing die letzte Phase der Aktion an. Überall sammelten Studenten Bücher zusammen, deren Autoren auf “Schwarzen Listen” standen. In Universitätsbibliotheken, aber auch in privaten Bibliotheken oder in Buchhandlungen wurden die entsprechenden Bücher entfernt. Nicht immer hielten sich die Studenten an die Listen. In Berlin wurde z.B. die Bibliothek des Instituts für Sexualforschung leer geräumt.

    Die Listen wurden vom Bibliothekar Wolfgang Herrmann verfasst. Sie umfassten Werke aus den Sachgebieten Schöne Literatur, Geschichte, Kunst, Politik und Staatswissenschaft, Literaturgeschichte sowie Religion, Philosophie und Pädagogik. Auf der Liste der Schönen Literatur fanden sich Werke von Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Ernest Hemingway, Erich Kästner, Heinrich und Thomas Mann oder Kurt Tucholsky. Insgesamt standen 127 Schriftstellernamen auf der Liste.

    In diversen deutschen Städten zogen dann am 10. Mai 1933 Fackelzüge und Wagen mit den beschlagnahmten Werken zu öffentlichen Plätzen, auf denen dann die Bücher verbrannt wurden. In Hamburg fand die Bücherverbrennung am Kaiser-Friedrich-Ufer statt, allerdings erst am 15. Mai, da es am 10. stark regnete. Begleitet wurden die Verbrennungen von neun so genannten Feuersprüchen. Mit den Sprüchen wurden jeweils einzelne Schriftsteller verunglimpft. Der zweite Spruch, lautete z.B.:

    Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.

    In Berlin zogen die Studenten, begleitet von SA- und SS-Verbänden sowie der Hitlerjugend, zum Opernplatz, um unter den Augen der Medien die Bücher zu verbrennen. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hielt eine Rede, was der Aktionen einen offiziellen, einen staatlichen Charakter verlieh. Dennoch war die gesamte Aktion von der Deutschen Studentenschaft ersonnen, organisiert und durchgeführt.

    Die Bücherverbrennung am Kaiser-Friedrich-Ufer, die auf den 15. Mai verlegt wurde, fand nicht viel Aufmerksamkeit. Deshalb wurde am 20. Mai noch eine weitere Verbrennungsaktion veranstaltet, diesmal mit tausenden Mitglieder der NS-Organisationen. Diese fand jedoch am Lübecker Tor statt.

    Am Kaiser-Friedrich-Ufer wurde 1985 auf Beschluss der Bezirksversammlung Eimsbüttel ein Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung eingeweiht. Das Mahnmal besteht aus einer im Halbkreis gemauerten Ziegelsteinwand. Oben ist Rasen angelegt und es stehen Bänke. An der niedrigen Mauer sind insgesamt vier rote Marmortafeln angebracht.

    Die erste Tafel fängt mit einem Spruch aus Heines Tragödie Almansor an:

    Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

    Heinrich Heine. Almansor

    Die zweite Tafel besagt:

    Hier wurden am 15. Mai 1933 von Nationalsozialisten Bücher verbrannt. 5 Jahre später brannten die Synagogen.

    Nach Auschwitz und Birkenau endete der Feuersturm vorläufig in Hiroshima und Nagasaki.

    Eine weitere Tafel nennt stellvertretend Hamburger Künstlernamen:

    Unter den ungezählten Autoren, deren Bücher hier im Mai 1933 verbrannt wurden, waren auch Schriftsteller aus Hamburg.
    Stellvertretend für alle:

    Willi Bredel, Iwen George Heilbut, Hans Henny Jahnn, Ernst Johannsen, Peter Martin Lampel, Wilhelm Lamszus, Heinz Liepman, Joachim Maass, Carl von Ossietzky, Margarete Susman

    Die letzte Tafel mahnt den Leser schließlich:

    Damit nie wieder Bücher, Städte und Menschen verbrannt werden: Nie weiter Faschismus!
    Nie wieder Krieg!

    Hamburg 1985

    Gleich neben der Anlage befindet sich ein Kinderspielplatz. Das Mahnmal ist also nicht abseits, sondern mitten im Leben. Geschaffen hat die Installation Wolfgang Finck. An jedem 15. Mai ruft der Arbeitskreis “Bücherverbrennung – Nie wieder!” zu öffentlichen Lesungen der damals verbrannten Schriften ein. Auf dem Mahnmal stehend, können Bürger dann Gedichten oder einem Text aus einem der 1933 an dieser Stelle verbrannten Bücher eine Stimme verleihen.

    Quellen: