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Das erste Friedensjahr nach dem Zweiten Weltkrieg wartete mit neuem Schrecken auf. Von November 1946 bis März 1947 herrschte der kälteste Winter des 20. Jahrhunderts. Die Menschen hatten in den zerbombten Großstädten kaum ein Dach über den Kopf, ein heißer Sommer hatte die Ernten reduziert und die Infrastrukturen waren noch nicht wieder aufgebaut, eine Versorgung mit den ohnehin wenigen Nahrungsmitteln wurde somit erschwert.
In diesem Winter, aber auch in den folgenden, zeigten die Schweden ihre soziale Ader und starteten ein Programm zur Speisung von Kleinkindern zwischen drei und sechs Jahren. Gerade ein Jahr im Amt als Präsident des Schwedischen Roten Kreuzes, war es Folke Bernadotte Graf von Wisborg, der das Programm unabhängig von politischen Gründen, sondern nur aufgrund von menschlicher und wirtschaftlicher Bedürftigkeit basierend, nach Deutschland brachte. Im Juni 1945 hatte das Mitglied des Schwedischen Königshauses Deutschland besucht und die ungeheure Zerstörung erlebt. Die so genannte “Schwedenspeisung” sollte den Kindern nicht nur durch den Winter helfen, sondern ihnen zudem zeigen, dass Menschen auch anderen Menschen helfen.
Ende Januar 1946 begann die Speisung in Hamburg, aber auch in Berlin, dem Ruhrgebiet und Wien. Sie dauerte in der Hansestadt bis April 1949 und wurde zusätzlich ergänzt durch andere Hilfsspeisungen. Die Schwedenspeisung wurde in den Wintermonaten durchgeführt und ruhte in den wärmeren Monaten.
Zunächst kostenfrei, musste ab Dezember ’48 etwas zur Speisung dazugezahlt werden. Die Speisung selber war ausschließlich für Kinder gedacht, nur in Ausnahmefällen, wie z.B. einer attestierten Krankheit oder zu weiten Wegen durch den Winter, durften die Eltern das Essen abholen. Den Schweden war es wichtig, dass es eine Verpflegung von Kindern und nicht deren Familien war, daher die strenge Regel, die Kinder unter Aufsicht zu versorgen.
Gereicht wurden verschiedene Suppen, später ergänzt durch Zwieback und dem berühmten Löffel Lebertran. Das Rote Kreuz hatte etwa 55.000 Kinder der besagten Altersstufe in Hamburg zu versorgen. Rund 300 Fürsorgerinnen organisierten die Essensausgabe an zunächst 23 Ausgabestellen, später bis zu 350 Stellen.
In Hamburg Blankenese gedenkt man dem humanitären Einsatz des Schwedischen Roten Kreuzes mit einer Tafel. Schräg gegenüber von Airbus, westlich von der Jollenhafengemeinschaft Mühlenberg, steht eine mannshohe Stehle aus grob gehauenem Granit. Darauf ist eine Metallplakette angebracht, die besagt:
Dank dem schwedischen Volk für Brot in der Not
1946 — 1950Ett tack till Sveriges folk för bröd i hungersnöd
Blankeneser Bürgerverein
Die Gedenktafel wurde 1966 vom Blankeneser Bürgerverein aufgestellt. 2006 wurde jedoch die Bronzetafel gestohlen. Durch Spenden konnte im Mai 2007 eine neue Tafel im Beisein des schwedischen Generalkonsuls eingeweiht werden.
Quellen:
- NDR-Sete zum Thema Hungerwinter 1946/47
- Wikipedia-Eintrag zur Schwedenspeisung
- Folke Bernadotte auf Wikipedia
- Notizen zur Hamburger Rotkreuzgeschichte, 8. Ausgabe, November 2015, Abhandlung zum 150. Geburtstag des DRK in Hamburg (PDF; 4,5MB)
- Blankenese, Informationsblatt des Blankeneser Bürger-Vereins e.V., 60. Jahrgang, Juii 1007, Blatt Nr.4 (PDF; 1,2 MB)
- Freundliche Auskunft des Blankeneser Bürger-Vereins