Salzburger Exulanten in Harburg

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  • Das österreichische Salzburg war bis 1816 ein unabhängiger, katholischer Kirchenstaat. Unter all diesen Katholiken befanden sich auch einige, wenige Protestanten. Diese wollten von den Lehren Luthers nicht ablassen. Man ließ sie eine zeitlang gewähren, waren die meisten Protestanten doch für die Wirtschaft wichtige Salzbergwerkleute.

    Irgendwann wurde es dem Salzburger Fürstbischof Max Gandolf von Kuenburg zu bunt. Die Anführer der Protestanten, Joseph Schaitberger, Matthias Kamel und Simon Lindtner aus Dürrnberg wurden verhaftet, nach Salzburg gebracht und gefoltert. Doch ihr Glaube war stärker und konnte nicht gebrochen werden. Also verwies man 1686 die Störenfriede samt Frauen des Landes. Insgesamt 70 Protestanten wurden des Landes verwiesen. Die Kinder kamen in katholische Obhut.

    1727 war Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian an der Regierung. Immer noch gab es Protestanten im Salzburger Land, immer noch waren sie der Obrigkeit ein Dorn im Auge. Man übte Druck aus, die Protestanten wandten sich an den Österreichischen Kaiser und baten um Hilfe. Das war zu viel. Man erklärte die “andersgläubigen” Störenfriede zu Aufständler. Nach Folter, die ebenfalls nichts brachte, verwies Erzbischof Leopold die Lutheraner des Landes. Das war im August 1731.

    Alle Menschen ohne Hab und Gut hatten etwas über eine Woche Zeit, um das Salzburger Land zu verlassen. Der Rest hatte immerhin eine Schonfrist von drei Monaten zugesprochen bekommen. Das Emigrationspatent des Erzbischofs und die darin vorgeschriebenen Abzugsfristen widersprachen dem Westfälischen Frieden, oder zumindest den darin festgehaltenen Auswanderungsfristen. Normal wäre eine Frist von bis zu drei Jahren anstatt acht Tagen für Besitzlose gewesen.

    Entgegen den Ausweisungen von 1686 durften diesmal die Kinder mitgenommen werden. Im April 1732 zog dann die größte Exulantenwelle los. Auf dem Landweg zu Fuß oder mit dem Schiff reisten etwa 20.000 Protestanten in den Norden. König Friedrich Wilhelm I. von Preussen hatte seine Tore für die Glaubensbrüder und -schwestern geöffnet gehabt. Beinahe ein Viertel der Ausgewiesenen überlebte die Reisen nicht.

    Nur ein Jahr später wurden noch einmal über 800 Protestanten aus dem gut 25 Kilometer entfernten Berchtesgaden vertrieben. Das österreichische Salzburg, die Umgebung um Dürrnberg sowie das bayerische Berchtesgaden hatten eines gemeinsam: den Salzabbau und die Protestanten. 42 von den Vertriebenen fanden in Harburg eine neue Heimat, der Rest wurde von Georg II., Kurfürst von Hannover aufgenommen.

    Zunächst wurden die 42 Vertriebenen aus Berchtesgaden im so genannten Emigrantenhaus untergebracht. Dieses stand damals an der Stelle, an der seit 1993 das Denkmal für die Exulanten steht. Die beiden gebogenen Metallwände sollen eine Art offenes Tor darstellen, die den Einlass der Exulanten symbolisiert. Die Metallwände stehen auf einer runden Fläche, die mit kleinen Kopfsteinpflastern ausgelegt ist. In einer Reihe sind in die Steine Buchstaben eingemeißelt. Diese bilden die erste Strophe des Auswandererliedes von Joseph Schaitberger. Es heißt da:

    I bin a armer Exulant, a so thu i mi schreiba. Ma thuat mi aus dem Vatterland um Gottes Wort vertraiba.

    Geschaffen hat das Denkmal der Hamburger Künstler Knud Knabe. Die kleine Straße, an der das Denkmal steht, hieß früher Hermannstraße, wurde 1950 aber in Salzburger Häuser umbenannt, um an die 20.000 Exulanten, bzw. die 42 Berchtesgadener Flüchtlinge und deren ersten Unterkünfte zu gedenken. Die Installation heißt Empfang der Salzburger Exilanten, die beiden “Tore” sind aus brüniertem Messing gefertigt.

    Quellen: