Für die Frauen vom Dessauer Ufer

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  • Das 1903 errichtete Lagerhaus G an der ehemaligen Straße “Dessauer Ufer” im Stadtteil Kleiner Grasbrook, diente während des 2. Weltkriegs als Außenlager des KZ Neuengamme. Das Projekt “Für die Frauen vom Dessauer Ufer” wurde 1995 von Cecilia Herrero entworfen. Es soll an die 1.500 jüdischen Frauen gedenken, die 1944 in das Außenlager gebracht worden. Diese mussten Zwangsarbeit in Raffinerien und anderen Betrieben ausüben.

    Das Denkmal, das an der Nord-Ostecke des Lawaetz-Hauses in Ottensen-Neumühlen angebracht ist, zeigt exemplarisch für die vielen Zwangsarbeiterinnen ein Bildnis der Zeitzeugin Lucille Eichengreen. Eichengreen wurde bereits 1941 in ein Ghetto deportiert. 1944 kam sie nach weiteren Stationen wieder in ihrer Heimatstadt Hamburg an und wurde hier ins Außenlager “Dessauer Ufer” verlegt.

    Neben dem Jugendbildnis von Lucille Eichengreen findet sich auf der Ostseite des Gebäudes eine mehrsprachige Plexiglastafel, auf der in deutsch geschrieben steht:

    Mit einem Transport von 500 Frauen wurde Lucille Eichengreen im Juni 1944 aus dem KZ Auschwitz in ein Außenlager des KZ Neuengamme im Hamburger Hafen gebracht. Am Dessauer Ufer wurde sie in Lagerhallen zusammengepfercht und zur Zwangsarbeit bei den Firmen Eurotank, Ebano-Oehler, Schindler u.a. eingesetzt.

    Neben dem deutschen Text, steht der Informationstext noch in französisch, russisch und spanisch auf der Plexiglasscheibe. Das gemalte Bildnis auf der Ostseite vom Lawaetz-Gebäude ist mit einem Ausschnitt eines Gedichts der Holocaust-Überlebenden Eichengreen teilweise übermalt. Es heißt dort:

    Haare

    Ein Raum voller Haare
    Berge von Haaren
    Blonde, braune und schwarze
    Lockige wellige und glatte
    Kalte kahle Schädel –
    Wer hat je davon gehört
    Von Frauen
    Ohne Haaren
    Ihre glänzenden Strähnen
    Ließen sie zurück
    Was werden sie machen
    Mit diesen Bergen von Haaren?

    Lucille Eichengreen

    Eichengreen lebt in Amerika und erhielt 2009 eine Auszeichnung mit der Hamburgischen Ehrendenkmünze in Gold für ihre Vermittlung der Geschichte der Judenverfolgung in Hamburg. Neben der argentinischen Künstler Cecilia Herrero war noch die Hamburgerin Hildegard Schuster an der Ausführung des Denkmals beteiligt, das eigentlich “nur” Teil eines Kunstprojekts ist. Aber da man hier an etwas erinnert wird, entspricht es schon der Definition eines Denkmals und findet somit seinen Weg auf diese Seite.

    Quellen: