Mahnmal für die Opfer des Bombenkrieges

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  • Nazideutschland hatte bereits diverse europäische Städte aus der Luft angegriffen. Im Sommer 1943 war es Churchill, der zu einem besonderen Gegenangriff aufrief. Mit den britischen Luftangriffen – die Amerikaner machten ebenfalls mit – sollte die Bevölkerung, in Hamburg besonders die Arbeiter, getroffen werden. Der Gedanke war, dass sich ein demoralisiertes Volk gegen die Führungsriege auflehnen würde. Man spricht vom “Moral Bombing”.

    Die “Operation Gomorrha” wurde in der Nacht des 24. Juli 1943 gestartet. Hauptsächlich der Stadtkern wurde von beinahe 800 alliierten Bombern angegriffen. Zielverfehlungen führten zu Zerstörungen in der Innenstadt, Altona, Hoheluft und Eimsbüttel. An den beiden folgenden Tagen wurde der Hafen bombardiert. Der zweite Großangriff sollte in der Nacht des 27. Juli erfolgen. Das Ziel waren die östlich der Innenstadt gelegenen Stadtteile.

    Da Hamburg zuvor eine ungewöhnlich trockene Sommerzeit erlebt hatte, konnten sich die Feuer rasend schnell ausbreiten. Es entstanden teilweise Feuerwalzen, die durch die Straßen fegten und nicht nur extreme Hitze erzeugten, sondern auch jeglichen Sauerstoff verzerrten. Wer nicht verbrannte, erstickte. In Luftschutzbunkern platzten Wasserrohre und die Menschen wurden vom kochenden Wasser verbrüht. Dieser Angriff der Alliierten zerstörte Borgfelde, Hamm, Hammerbrook und Rothenburgsort beinahe komplett. Ebenfalls stark beschädigt wurden Barmbek, Eilbek, Hohenfelde und Wandsbek.

    Die dritte Angriffswelle sollte in der Nacht des 29. Juli erfolgen. Über 700 Bomber flogen Angriffe hauptsächlich auf Barmbek, Uhlenhorst und Winterhude.

    Beinahe die Hälfte des Hamburger Wohnbestands wurde zerstört. Die genaue Zahl der Todesopfer lässt sich nicht exakt beziffern. Man geht von über 36.000 Menschen aus. Lediglich die Hälfte der ums Leben gekommenen Menschen konnte identifiziert werden.

    Den Opfern soll das Mahnmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof gedenken. Es ist ein riesige, kreuzartige Anlage. An vier breiten Rasenflächen liegen die Massengräber von 36.918 Opfern. Auf den Grünstreifen sind mächtige Holzbalken aufgestellt. Sie tragen die Namen der Stadtteile, aus denen die Toten in dieser Ruhestätte stammen. Auf der nördlichen Achse stehen, vom Rand hin zum Mahnmal, die folgenden Stadtteile: Altona, Eimsbüttel, St Pauli, Altstadt und Neustadt. Das östliche Rasenstück hat die Holzbalken mit den folgenden Stadtteilen: Wandsbek, Eilbeck, Borgfelde und St Georg. Auf der südlichen Achse sind zu finden: Rothenburgsort, Veddel, Horn, Hamm, Hammerbrook. Schließlich tragen die Holzbalken der westlichen Achse diese Stadtteilnamen: Hoheluft, Winterhude, Uhlenhorst und Barmbeck (das man bis kurz nach dem Weltkrieg noch mit CK schrieb).

    Bereits 1947 entwarf der Bildhauer Gerhardt Marcks den quadratischen Mittelbau, auf den alle vier Rasenstreifen zulaufen. Der Bau wirkt wie eine kleine Burg, ist oben offen und hat gen Süden einen Eingang. Im Inneren befindet sich ein Relief in die Nordwand eingelassen. Es zeigt eine Szene aus der griechischen Mythologie. Der Totenfährmann Charon hat einen Mann, ein Brautpaar, eine Frau mit Kind sowie einen Greis an Bord und bringt sie über den Acheron ins Reich der Schatten. Die Eichenbalken mit den Stadtteilnamen stammen vom Bildhauer Ludwig Kunstmann. Renoviert wurden sie 2011 von der Charles und Elly Krüger Stiftung.

    Marcks wollte mit seinem Relief die Würde der Menschen bewahren, die von großem Schrecken heimgesucht wurden. Das Mahnmal wurde am 16. August 1952 enthüllt. Damals verkündete der Oberbürgermeister Max Brauer:

    Habt den Mut, das Sterben eurer Väter, Mütter, Brüder und Schwestern richtig zu deuten! Sie hätten nicht geopfert werden müssen. Nur weil man sich den Gewalttätern überantwortete, kam die Gewalt über unsere Familien, und über unsere friedlichen Städte. Denn in einem freien Volke ist jeder für dieses Warum mitverantwortlich.

    Insgesamt drei Informationstafeln klären den Besucher über die Hintergründe des Mahnmals auf.

    Quellen: