Turner-Gedenkstein für Tönsfeldt und Schnell

Felsbrocken mit Gedenktafel zu Ehren von Gottfried Tönsfeldt und Hermann Schnell

Gottfried Johann Nikolaus Tönsfeld und Dr. Hermann Schnell haben den Sport des Schlagballs – eine Art Vorgänger des Baseballs – mit einem frischen Regelwerk versehen und den Sport im norddeutschen Raum weit verbreitet.

Nach seinem ersten Militärdienst war der 1844 in Neumünster geborene Tönsfeldt ab Juli 1868 am Altonaer Realgymnasium tätig. Die Befähigung für den Turnunterricht erlangte er am 29. März 1870 in Berlin. Kurz darauf musste er erneut zum Militär, doch kam er bereits nach sieben Monaten zurück und unterrichtete wieder. Ab 1887 führte Tönsfeld die Knaben Mittelschule dann als Rektor.

Bereits 1878 kam Hermann Schnell an die selbe Schule wie Tönsfeldt. Tönsfeldt übertrug seine “Interessen und Ziele” an den Kollegen Schnell. Der wurde im Jahr 1883 dann ebenfalls Turnlehrer.

Tönsfeldt beschrieb 1878 in einem kleinen Buch, das in ganz Deutschland beachtet wurde, was nötig ist, um im “hohen Alter” zu turnen. Damals galten Männer über 30 bereits als alt und man fing gerade an, eine Abteilung “für ältere Herren” zu gründen. Tönsfeldt beschäftigte sich in seiner Schrift damit, was das Alter für einen Einfluss auf das Turnen hatte, was es zu beachten gab, wollte man in so einem Alter noch Sport treiben.

Der Sport des Schlagballs wurde schon seit einiger Zeit in diversen Gegenden gespielt. Allerdings gab es lediglich lokale Spielregeln und kein allgemeingültiges Regelwerk. Hermann Schnell schuf dieses bis dahin nicht existierende Werk und gilt daher als der Begründer des Schlagballspiels. Als Geburtsstätte wird der Schulhof des Altonaer Realgyymnasiums angesehen, an dem Tönsfeldt und Schnell unterrichteten. Weitere “Brutstätten” des neuen Schlagballspiels waren Hamburg, Rendsburg, Kiel, Flensburg und Hadersleben. Die Hochburg des Spiels sollte jedoch Altona bleiben.

Nachdem der Sport sich in den Schulen ausgebreitet hatte, nahmen auch Sportvereine das Schlagballspiel ins Programm auf. In Hamburg wurde Schlagball im 1890 von Ernst Fischer gegründeten “Verein für Jugendspiel” angenommen. Bereits im September 1895 waren vier Volksschulen, eine Abteilung der Realschule St. Pauli und eine Mannschaft des ETV vom Schlagball-Fieber ergriffen. Der Sport war vor allem im Sommer die Sportart überhaupt. Jeder spielte Schlagball. Fuß- und Faustball konnten einpacken.

Ab 1896 wurde Schlagball sogar an Mädchenvolksschulen unterrichtet; höhere Knabenschulen folgten sieben Jahre später. Schließlich wurden sogar Schlagball-Vereine gegründet. Schnell gründete 1895 z.T. aus Mitgliedern seiner ehemaligen Schulmannschaften die “Altonaer Spielvereinigung” als Teil des ATV (Altonaer Turnverband von 1845 e.V.).

Nach dem Tod der beiden Sportpioniere wurde ihnen am 20. September 1903 ein Gedenkstein auf dem kleinen Exerzierplatz errichtet. Dabei handelte es sich um einen mächtigen Steinblock, umgeben von gärtnerischen Anlagen. Der Stein hatte eine Bronzeplatte, die unter einer einfachen Inschrift das Turnkreuz zeigte, umrahmt von Eichen- und Lorbeerzweigen. Die Inschrift lautete damals:

Den Förderern der Turn- und Jugendspiele;
Hermann Schnell
geb. 13. Oktober 1860, gest. 5. April 1901
und
Gottfried Tönsfeldt
geb. 14. März 1844, gest. 6. März 1900
in dankbarer Erinnerung
gewidmet von
Freunden der Jugend

Im Laufe der Jahre wurde die Platte gestohlen, konnte jedoch 1956 wieder hergestellt werden. Der Entwurf stammte von Karl August Orth. Die neue Gedenktafel ist schlichter gehalten und hat keine besonderen Verzierungen mehr. Die Inschrift der Platte lautet nun:

Rektor
Gottfried Tönsfeldt
1844-1900
Dr. Hermann Schnell
1860-1901

Den Förderern der Turn- und Jugendspiele in dankbarer Erinnerung gewidmet von den Freunden der Jugend

Errichtet 1903
Wiederhergestellt 1921 und 1956

Der so genannte “Turner”-Gedenkstein steht heute nördlich der Ecke August-Kirch-Straße/Max-Schmeling-Straße im Volkspark, nicht weit 0vom HSV-Campus entfernt.

Quellen:
  • Dr. A Paul: Die Entwicklung des Schlagballspiels in Schleswig-Holstein & den Hansestädten, Altona-Großflottbek
  • Körper und Geist, Zwölfter Jahrgang, Nummer 14, 10. Oktober 1903 – Zeitschrift für Turnen, Bewegungsspiel und verwandte Leibesübungen, Herausgeber Möller, Schmidt, Wickenhagen, R. Voigtländers Verlag in Leipzig
  • Denkmalliste nach §6 Absatz 1 Hamburgisches Denkmalschutzgesetz, Auszug für den Bezirk Altona Link zum PDF (2,3 MB)
  • “Immer hübsch in Bewegung bleiben” aus “Als Vereine in Bewegung kamen”, Hrsg. Hans-Jürgen Schulke, Verlag Die Werkstatt, 2019, S. 87
  • Schlagball auf Wikipedia