Kindertransport – Der letzte Abschied

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  • Nach der Machtübernahme der Nazis kam es immer wieder zu Übergriffen und gezielten Aktionen gegen jüdische Mitbürger. In der Kristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatte der Antisemitismus in Deutschland seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Rund 400 Menschen wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben, mehr als 1000 Synagogen, Wohnhäuser oder Geschäfte wurden angezündet. Die Ausreisewelle jüdischer Mitbewohner nahm rasch zu.

    Die schrecklichen Ereignisse der Novemberpogrome alarmierten das Britisch-Jüdische Flüchtlingskomitee, das sich an die britische Regierung wandte. Man tagte und so wurden die Einreisebestimmungen gelockert. Es war Kindern bis 17 Jahren erlaubt, nach Großbritannien einzureisen. Aus Deutschland, Österreich, Polen aber auch aus der damaligen Tschechoslowakei kamen die Kinder mit Zügen, die nach Belgien oder in die Niederlande fuhren, von wo sie mit Schiffen in die neue Heimat gelangten. Diese Rettungsaktion nannte sich Kindertransport.

    Der erste Kindertransport fuhr von Hamburg und Berlin am 30. November 1938 los. Offiziell endete die Aktion mit Kriegsbeginn am 1. September 1939. Allerdings sind auch noch nach Ausbruch der Kriegshandlungen Kinder von Belgien aus mit dem Schiff in die USA gereist. Die Aktion Kindertransport hat rund 12.500 meist jüdischen Kindern die Ausreise aus einer zutiefst feindlichen Umgebung ermöglicht. Die Kinder mussten ohne Eltern reisen, kamen in separaten Zügen unter und wurden nach der Übersetzung ins Königreich bei Gastfamilien oder in Heimen untergebracht. Etwa 10.000 Kinderflüchtlinge fanden in Großbritannien Schutz. Aus dem Norddeutschen Raum wurden vermutlich an die 500 Kinder so gerettet. Viele Kinder sahen ihre Eltern und Familien nie wieder.

    Der letzte Transport sollte von Prag aus starten, doch durch den Ausbruch der Kriegshandlungen mussten 250 Kinder den Zug wieder verlassen. Sie teilten somit das Schicksal ihrer Familien.

    Seit Mai 2015 steht das Denkmal “Der letzte Abschied” vor dem Südeingang des Dammtor-Bahnhofs. Geschaffen hat diese Bronzeskulptur der in Tel Aviv-Jaffa lebende Künstler Frank Meisler. Meisler konnte selber dank der Aktion Kindertransport als Zehnjähriger aus Danzig entkommen. Neben dem Denkmal in Hamburg stehen ähnliche Skulpturen auch in London (“Die Ankunft”), in Danzig (“Die Abfahrt”), in Berlin (“Züge in das Leben, Züge in den Tod”) und in Rotterdam (“Kanalüberquerung ins Leben”). Im Wiener Westbahnhof sowie im Prager Hauptbahnhof sind ebenfalls Figuren von Meisler zu finden, die an die Aktion Kindertransport gedenken sollen.

    Die Hamburger Skulptur ist auf Initiative der Kindertransport Organisation Deutschland ins Leben gerufen wurden, namentlich durch das Engagement von Lisa Bechner.

    Das Denkmal zeigt zwei Kindergruppen. Ein Junge und ein Mädchen verlassen eine kleine Gruppe von fünf zurückbleibenden Kindern unterschiedlichen Alters. Auf dem Sockel, auf dem die Kinder stehen, ist eine Plakette angebracht, auf der steht:

    Kindertransport
    Der letzte Abschied
    The final parting
    Sculptors
    :
    Frank Meisler, Arie Ovadia

    Auf der Ostseite des Sockels ist eine weitere Metallplatte angebracht, die den Sponsoren dankt. Dort sind neun Spender von überall auf der Welt sowie zwei Stiftungen namentlich genannt.

    Wie auch bei den Denkmälern in anderen Städten, legen Bürger bei “Der letzte Abschied” immer wieder Blumen nieder.

    Quellen: