Samuel Heinicke

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  • Mit 23 Jahren verließ Samuel Heinicke seine Heimat Nautschütz in Kursachsen. Der Bauernsohn sollte den familiären Hof übernehmen und eine Frau heiraten, die er nicht liebte, da lehnte er sich gegen seinen Vater auf. In Dresden absolvierte der junge Mann seinen Dienst bei der Leibgarde des Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen. Da er ein intelligenter Mann war, dem jedoch von seinem Vater eine weitreichende Schulbildung verwehrt wurde, bildete sich Samuel Heinicke autodidaktisch fort. Er gab nebenbei Schreib- und Musik-Unterricht. Hier kam er zum ersten Mal in Kontakt mit einem gehörlosen Schüler. Den Jungen unterrichtete Heinicke in der geschriebenen Lautsprache.

    Im Jahre 1758 kam er nach Hamburg, doch zuvor sollte er 1756 nach Jena gehen, wo er Philosophie, Mathematik und Naturlehre studierte. Außerdem heiratete Heinicke in Jena Johanna Maria Elisabeth Kracht.

    In Hamburg angekommen, arbeitete Heinicke zunächst als Privatlehrer, um 1760 die Stelle des Hauslehrers für die Kinder des dänischen Residenten Heinrich Carl Graf von Schimmelmann anzutreten. Schimmelmann vermittelte Heinicke eine Anstellung als Kantor, Organist und Schulmeister in Eppendorf. Diese Stelle trat er im Jahre 1769 an.

    Heinicke hatte erneut einen gehörlosen Schüler, Elias Schröder. Der Junge legte 1773 nach den Studien mit Heinicke gar die schriftliche Konfirmation ab. Weitere gehörlose Schüler sollten folgen.

    Samuel Heinicke ist der Begründer der deutschen Gehörlosenpädagogik. Zu seinen Schülern gehörte sogar eine Baronesse. Seine Lehrmethode unterschied sich von der des französischen Abbé Charles-Michel de l’Epée, der auf die Gebärdensprache setzte, während Heinicke die Lautsprache lehrte.

    Heinickes Frau war drei Jahre zuvor gestorben, als er im Jahre 1778 Hamburg mit seiner zweiten Frau, Anna Catharina Elisabeth Morin, verließ. Es zog ihn zurück nach Leipzig, wo er die erste staatliche “Taubstummenanstalt” gründete, oder wie er sie auch nannte: “Königlich-Sächsisches Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen”. Allerdings war seine Schule zunächst von finanziellen Schwierigkeiten bedroht.

    Samuel Heinicke starb überraschend im Alter von 63 Jahren an einem Schlaganfall.

    Das Denkmal für Samuel Heinicke steht im Seelemannpark zwischen Heilwigstraße und Alsterlauf. Die Büste ruht auf einer Stele in der Ostecke des Parks, etwas unter Bäumen versteckt. Auf der Stele steht in goldenen Lettern geschrieben:

    Samuel Heinicke

    geb. d. 10. April 1727 zu Nautschütz,
    gest. d. 29. April 1790 zu Leipzig

    wirkte von 1768-1778 in Eppendorf und begründete hier die erste deutsche Taubstummen-Anstalt nach der Lautsprach-Methode.

    Das Denkmal wurde 1895 im Beisein des Hamburger Taubstummenvereins an der Ecke Heinickestraße/Ludolfstraße in Eppendorf eingeweiht. Geschaffen hat sie der gehörlose Bildhauer Carl Peter von Woedtcke aus Berlin. In den Seelemannpark wurde die Büste im Jahre 1969 versetzt, da eine Straßenverbreiterung eine Umsiedelung nötig machte.

    Quellen:
    • Wikipedia-Eintrag zu Samuel Heinicke
    • Artikel über Samuel Heinicke auf der Seite des MDR
    • Wikipedia-Eintrag über Charles-Michel de l’Epée
    • Unterwegs in eine Welt des Verstehens; Hamburger Historische Forschungen, Band 1; Iris Groschek; Hamburg University Press (PDF, 5,7 MB)
    • Hamburgische Biografie, Personenlexikon 1; Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke; Wallstein