Heinrich Christian Schumacher und der Altonaer Meridian

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  • Der aus Bramstedt stammende Astronom Heinrich Christian Schumacher wurde von seinem Vater Andreas, einem königlich-dänischen Amtmann, im Alter von sieben Jahren dem dänischen König Friedrich VI. vorgestellt. Schumacher sollte von dieser Begegnung noch im Erwachsenenalter profitieren.

    Als Schumachers Vater starb, da war Heinrich Christian gerade zehn Jahre alt, änderte sich einiges im Leben des Jungen. Dem Vater war es zu verdanken, dass er vom Pastor und Geographen Johann Friedrich August Dörfer unterrichtet wurde. Die Verbindung zwischen dem Geistlichen und der Familie Schumacher war so stark, dass die Mutter mit ihren Söhnen nach Altona zog, als der Pastor dort eine Pfarrstelle annahm. Schumacher besuchte fortan das Gymnasium in Altona.

    Nicht die Astronomie sollte Schumachers späteres Studienfach werden, sondern Rechtswissenschaften. Er studierte in Kiel und in Göttingen, nahm eine Stelle als Hauslehrer an, kam später jedoch nach Dorpat, dem heutigen Tartu (Estland). Hier war er Privatdozent und kam durch die Professoren Pfaff und Knorre der Mathematik sowie der Astronomie nahe. Er sollte eine Anstellung als Professor der Astronomie in Kopenhagen erhalten, musste jedoch zum Abwarten zunächst nach Altona zurück.

    Zusammen mit seiner Mutter wohnte Schumacher in der Palmaillenstraße (heute Behnstraße). Er freundete sich mit dem Hamburger Spritzenmeister und Erbauer der Hamburger Sternwarte, Johann Georg Repsold an. Außerdem knüpfte Schumacher Kontakt zum Mathematiker und Chef der Göttinger Sternwarte, Carl Friedrich Gauß. Ein Stipendium, angeregt von Graf von Reventlow, führte Schumacher 1808 für ein Jahr nach Göttingen, wo er mit Gauß zusammenarbeiten durfte. 1810 sollte er, nachdem das Stipendium nicht verlängert wurde, endlich nach Kopenhagen gerufen werden. Allein, der Direktor der Kopenhagener Sternwarte, Bugge, wollte die Warte nicht mit jemandem teilen. Schumacher verzichtete auf die Stelle als Professor. Stattdessen konnte er in Repsolds Sternwarte arbeiten.

    Gauß verschaffte Schumacher – die französischen Besatzer Hamburgs ließen die Sternwarte in Hamburg abreißen – 1813 den Posten als Leiter der Sternwarte in Mannheim. Diese war stark heruntergekommen und als Schumacher sie endlich auf Vordermann gebracht hatte, starb Bugge, so dass Schumacher doch noch nach Kopenhagen musste. Schumacher fand in Kopenhagen ebenfalls eine völlig verwahrloste Sternwarte vor. Er verlegte sich nun auf die geodätische Vermessung Jütlands, finanziert durch den ihm wohlgesonnenen dänischen König. Schumacher kooperierte mit Gauß, der außerhalb Dänemarks Vermessungen vornahm.

    1821 ging Schumacher nach Altona zurück, kaufte ein Haus in der Palmaille, ließ ein kleines Gebäude im Garten errichten und stellte einen Meridiankreis auf. Fortan sprach man von dem Gebäude als die Altonaer Sternwarte.

    Im selben Jahr gründete der berühmte Astronom Schumacher die noch heute existierende Fachzeitschrift “Astronomische Nachrichten”.

    Schumacher starb 1850 und wurde auf dem Heilig-Geist-Kirchhof in Altona beigesetzt. Der Friedhof musste 1974 der S-Bahnstation Königstraße weichen. Man wandelte den Friedhof in eine Grünanlage um, behielt jedoch wenige wichtige Gräber. Darunter auch das von der Familie Schumacher.

    Das Schumacher-Grab bildet zusammen mit dem “Altonaer Meridian” ein Denkmal für den großen Astronomen. Der Meridian wird symbolisiert durch eine in den Boden eingelassene Metallschiene an der Seite des S-Bahneingangs hin zur Behnstraße. Sie besagt:

    Altonaer Meridian – 0 s 30’ 25’’ östlich Paris

    Die Metallschiene wird an der Wand der Station weitergeführt. Am ehesten fällt einem noch eine Art Relief auf, das aber rein dekorativ ist und nichts mit dem eigentlichen Schumacher-Denkmal zu schaffen hat. Neben der Schiene ist eine kleine Metallplatte angebracht, auf der steht:

    Heinrich Christian Schumacher
    3.9.1780 bis 28.12.1850
    Königl. dänischer Konferenzrat und Professor der Astronomie an der Universität Kopenhagen. Ab 1815 unternahm er die Gradmessung und Triangulation des dänischen Gesamtstaates und die topographische Aufnahme von Holstein, Hamburg und Lauenburg.
    1821, Gründung der Sternwarte zu Altona in der Palmaille, wo er auch lebte und starb.

    Auf dem stark verwitterten Grabstein, der nur wenige Schritte vom “Altonaer Meridian” entfernt ist, steht geschrieben:

    Hier ruhen Heinrich Christian Schumacher
    Wail Director der hiesigen Sternwarte
    Geb 1780 Sept 3
    Gest 1850 Dec 28
    Und seine Ehefrau Christine Magdalene
    Geb von Schoon
    Geb 1789 Oct 18
    Gest 1856 Mai 2

    Das Gebäude der ehemaligen Sternwarte wurde 1943 Opfer der britischen Angriffe während der Operation Gomorrha.

    Schumacher zu Ehren wurde 1935 u.a. ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt. Der Krater misst gute 24 Kilometer im Durchmesser.

    Quellen: