Gorch-Fock-Stein in Finkenwerder

Findling und Anker als Denkmal für Gorch Fock

Der Mann, der allgemein als Gorch Fock bekannt ist, hieß eigentlich Johann Wilhelm Kinau. Er wurde 1880 in Finkenwerder geboren und starb 1916 am Skagerrak. Kinau war der älteste Sohn eines Fischers und wollte als solcher auch zur See fahren, doch sein Vater hielt ihn nicht für tauglich. 1895 begann er deshalb eine kaufmännische Lehre bei seinem Onkel in Geestemünde. Kinau arbeitete bis 1907 in verschiedenen Stellungen, bis er bei der Hamburg-Amerika-Linie Buchhalter wurde.

Erst 1904 war er wieder in sein Finkenwerder zurückgekommen, da ihm seine Heimat so sehr am Herzen lag. Die Heimat und die Sprache. Kinau verfasste Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke in niederdeutscher Sprache. Zudem schrieb er auf Hochdeutsch, mischte jedoch niederdeutsche Dialoge mit ein. Rund 60 Erzählungen schuf der Finkenwerder im Zeitraum von 1905 bis 1910, die in verschiedenen Hamburger Zeitungen abgedruckt wurden. Dazu benutze er die Pseudonyme Jakob Holst oder eben Gorch Fock. Gorch ist niederdeutsch für Georg und Fock bezieht sich auf seine Großeltern mütterlicherseits.

Zusammen mit seinem Schulkameraden Heinrich Wriede gründete Kinau 1906 die Bühnengemeinde Finkenwarder Speeldeel. Kinau erlangte mit seinen maritimen, lokal eingefärbten und sehr patriotischen Stücken Ruhm. Er lernte u.a. Gustav Falke oder auch Richard Ohnsorg kennen, der 1912 Kinaus Theaterstück “Doggerbank” im Altonaer Schillertheater aufführte. Sein größter Erfolg sollte der Roman “Seefahrt ist not!” sein, der 1913 erschien und auf Hochdeutsch geschrieben ist, mit niederdeutschen Dialogen. Hier beschreibt Kinau in heroischer Art das Leben eines Hochseefischers.

Sein Arbeitgeber, die Hapag, erkannte sein Talent und seine Werbewirksamkeit. Man lud ihn 1913 zu einer Kreuzfahrt nach Norwegen ein. Neben diversen anderen Auftritten als Redner gab es auch Gorch-Fock-Abende in Arbeitersiedlungen der Hapag, organisiert durch den Direktor Siegfried Heckscher.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Kinau 1915 eingezogen. Zunächst kämpfte er in Serbien, Frankreich und Russland. Auf eigenen Wunsch hin – und mit Hilfe von Förderern wie Heckscher – wurde für Kinau doch noch ein Traum wahr und er kam zur Marine. Kinau verrichtete seinen Dienst als Ausguck auf der SMS Wiesbaden. Das Schiff nahm an der Seeschlacht am Skagerrak teil, wo es schnell unter Beschuss geriet und sank. Kinau kam mit 588 Besatzungsmitgliedern ums Leben. Seine Leiche wurde erst über zwei Monate später nördlich von Göteborg an Land gespült.

Anlässlich seiner Gedenkfeier am 18. September 1916 wurde im Thalia-Theater das Stück “De Keunigin von Honolulu” uraufgeführt, was einen so großen Erfolg hatte, dass es 25 weitere Male aufgeführt wurde. Das war für Richard Ohnsorg der Durchbruch.

Natürlich hat man Kinau in seiner Heimat Finkenwerder ein Denkmal gesetzt. Bereits 1930 wurde nach Plänen von Fritz Schumacher die Gorch-Fock-Halle errichtet. Zum 75. Geburtstag Gorch Focks wurde 1955 ein Findling vor der Halle aufgestellt, der von einem Finkenwerder Fischer mitgebracht wurde. Als 1965 auf der Landzunge zwischen Steendiekkanal und Elbe der Gorch-Fock-Park feierlich eingeweiht wurde, brachte man den Findling in den Park. In den Stein ist gemeißelt und steht in goldenen Lettern:

Seefahrt ist not!
Gorch Fock

Bei der Einweihung des Denkmals für Finkenwerders bekannten Sohn war auch dessen Bruder Rudolf Kinau, der ebenfalls Schriftsteller war, anwesend. Vor dem Stein liegt ein Anker, der allerdings erst später hinzukam. Mitglieder des Vorstandes der Heimatvereinigung Finkenwerder kümmern sich um die Pflege des Steins und der umliegenden Fläche.

Quellen: