Die Schöne Marianne

Gedenkstein für Johanna Marie Caroline Schindler, Geborene Ruaux

Marianne Ruaux wurde 1802 in Altona geboren. Sie war ein Kind französischer Einwanderer. Der Vater, Jean Francois Ruaux, hatte eine Gastwirtschaft an der ehemaligen Emahusbleiche, wo heute die Kieler Straße auf den Eimsbüttler Marktplatz trifft. Das Lokal in Langenfelde erlangte Kultstatus, als Johanna Maria Caroline Ruaux, wie sie mit Geburtsnamen hieß, das Etablissement übernahm. Marianne führte das Lokal “Mariannenruh” von 1824 bis 1831.

Ihre Schönheit zog die Menschen von überall an, teilweise kamen so viele Schaulustige, dass die Polizei eingreifen musste. An Markttagen wurde gar Eintritt verlang, um ins Lokal und damit in die Nähe der “Schönen Marianne” zu gelangen. Heinrich Heine erwähnte sie in seinen “Memoiren des Herrn von Schnabelewopski” – wenn auch nicht gerade sehr schmeichelhaft. Zwar pries er Mariannes Schönheit, beschrieb aber auch ihre Haare auf den Zähnen.

Marianne bekam 1831 die uneheliche Tochter Emilie, die zunächst bei der Großmutter aufwuchs. Die Schöne Marianne hatte kurz vor der Geburt das Lokal “Mariannenruh” aufgegeben und eine neue Wirtschaft am heutigen Doormannsweg eröffnet. Der Vater von Emilie, John Jochmus, der auf Drängen seines Vaters nach Amerika auswanderte, kam später nach Hamburg zurück und erwirkte 1846 vor Gericht das Sorgerecht für seine Tochter.

Die Gastwirtin heiratete 1836 den jüngeren, arbeitslosen Kaufmann Robert Schindler aus Leipzig. Zusammen mit ihm hatte sie noch vier weitere Kinder. 1839 zogen die Schindlers aus Eimsbüttel fort, womit auch der Ruhm der Schönen Marianne erlosch. Sie versuchte noch weitere Gastwirtschaften zu unterhalten, scheiterte jedoch. Ihr Ehemann soll das Vermögen ruiniert haben. Nach zwölf Jahren Ehe ließ sich Marianne von dem mittlerweile geistig umnachteten Robert scheiden.

64-jährig kam Marianne nach Eimsbüttel zurück, wo sie eine Wirtschaft an der Fruchtallee betrieb. Der einstige Publikumsmagnet starb 1882, zwei Tage nach ihrem 80. Geburtstag.

Die Patriotische Gesellschaft erinnert seit 2002 an die Schöne Marianne mit einem Gedenkstein in der Nähe des mutmaßlichen Standorts der “Mariannenruh”. Auf einer grünen Verkehrsinsel steht unter Bäumen verborgen ein Findling, auf dem eine Metallplatte angebracht ist. Auf dieser steht geschrieben:

Schöne Marianne
2.7.1802 — 4.7.1882
Johanna Marie Caroline Schindler
Geb. Ruaux

Sie bediente schon in jungen Jahren die Gäste in der väterlichen Wirtschaft “Mariannenruh”, die sie später übernahm.

Das hier in der ehemaligen Emahusbleiche gelegene Lokal wurde wegen der Schönheit der Wirtin berühmt. Sie wurde weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt. Auch Heinrich Heine zählte zu ihren zahlreichen Bewunderern.

“Mariannenwirtschaft”
wurde in Folgezeit ein Begriff für ein Lokal mit weiblicher Bedienung.

Patriotische Gesellschaft von 1765

Über der Gedenkschrift ist zudem noch das Wappen der Patriotischen Gesellschaft zu sehen: Ein offener Bienenkorb, darunter das Gründungsjahr 1765. Um den Bienenkorb herum steht die Losung der Gesellschaft:

Emolumento Publico

Was so viel bedeuten soll wie “Viele tragen Honig hinein, zum Wohle aller”.

Quellen:
  • Marianne Ruaux auf Wikipedia
  • Hamburgische Biografie, Personenlexikon 3; Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke; Wallstein
  • ADAC Reiseführer Hamburg; Gudrun Altrogge; 2011