Denkmal für das Hochwasser 1771

Gedenkstein an die Überflutung Hamburgs im Sommer 1771

Nach einem schneereichen Winter 1770 und einem regenreichen Sommer 1771 brach am 8. Juli 1771 der Neuengammer Deich. Zunächst nur am Deichfuß, später auf einer Länge von ca. 80 Meter ergoss sich das Elbwasser ins Land. Bereits an der Oberelbe gab es Probleme, nach dem Bruch am Neuengammer Deich gaben die Deiche in Curslack und Altengamme ebenfalls nach. Waren erst Neuengamme und Reitbrook betroffen, standen später auch Curslack, Altengamme und Teile Bergedorfs unter Wasser.

Das Nass drängte immer mehr landeinwärts. Am 21. Juli stand das Wasser dann sogar vor Hamburgs Deichtor. Im Hafengebiet stieg das Wasser um mehr als 3,5 Meter. Die überflutete Fläche betrug gut 23 km mal 15 km. Am Billwerder stand das Wasser rund sechs Meter hoch. Außerdem waren Teile von Hamm und Horn, der Billwerder Ausschlag, der Hammerbrook sowie die Bleichen und Gärten vor Hamburg überflutet.

Vieh ertrank, Menschen kamen nicht in den Fluten ums Leben. Kleingetier wie Ratten, Mäuse und Maulwürfe retteten sich auf höher gelegene Stellen, wo sie verhungerten. Zurückgelassenes Federvieh hockte auf Bäumen, die aus dem Wasser herausragten, wo es ebenfalls Hunger litt.

Da die Schleusen die Fluten nicht hinreichend abfließen ließen, musste nachgeholfen werden. Hamburgs Baumeister Sonnin veranlasste deshalb, dass der Elbdeich von Rothenburgsort bis zum Eichbaum angestochen wurde. Nach dem Ablaufen des Elbwassers – am 6. September 1771 lief das letzte Wasser ab – stand das Überflutungsgebiet im Schlamm. Die Ernte war dahin. Korn war verfault, Obst an den Bäumen ebenso. Was man erntete war nicht einmal fürs Vieh gut genug. Es brachen Seuchen unter dem Getier und den Menschen aus. Der Schaden wurde damals auf 1,5 Mio Mark beziffert. Eine Kollekte in Hamburg brachte magere 27.340 Mark zusammen.

Bereits drei Jahre nach der Flut entschloss man sich, ein Denkmal an das Ereignis zu setzen – das erste öffentliche Denkmal in Hamburg. Es erinnerte nicht an eine Person, sondern an eine Begebenheit. Es war das zweite Ereignisdenkmal in Europa überhaupt und stand zunächst vor dem Deichtor. Das Denkmal wurde mehrfach umgesetzt, zuletzt stand es an der Grünen Brücke in Billwerder. 1943 wurde es schwer beschädigt und nach 1945 verfiel es dann schließlich unbeachtet.

100 Jahre nach der Überschwemmung stellte der “Bürgerverein der Vierlande” einen Gedenkstein zur Erinnerung am alten Deich in Neuengamme auf. Dabei handelt es sich um einen Findling mit einer Tafel. Auf dieser steht geschrieben:

Gott war unsere Hilfe in den großen Nöthen die uns getroffen haben

Zur Erinnerung an den Deichbruch am 8. Juli 1771

Gestiftet vom Bürgerverein der Vierlande am 8. Juli 1871

Der Flut-Stein steht heute am Neuengammer Hauptdeich, südlich vom Neuengammer Hausdeich.

Quellen:
  • Überaus freundliche Auskunft von Simone Vollstädt von der Seite ochsenwerder.de
  • “Erinnerungen an die Flut von 1771″, in: De Latücht, Zeitschrift des Vierländer Kultur- und Heimatvereins De Latücht von 1987 e.V., Heft Nummer 50, Ausgabe Dezember 2002, S. 5 — Link zum PDF (4,2 MB)
  • Denkmal für die Flut von 1771 auf Wikipedia
  • Bergedorf-Chronik 1700 bis 1799
  • Volker Plagemann: Vaterstadt, Vaterland – Denkmäler in Hamburg. Hans Christians Verlag, Hamburg 1986